Projekt: Lernerplattform Italienisch
1. Ziele des Projekts
- Hauptziel ist es, eine nachhaltig verwendbare Datenbank lernerspezifischer und lernerrelevante Phänomene der italienischen Sprache mit vier verschiedenen "Schnittstellen", i.e. Komponenten, denen verschiedene Teilprojekte entsprechen, zu erstellen, die sich zu einem Gesamtprojekt bündeln lassen;
- Diese "Datenbank" stellt eine in dieser Form einmalige umfangreiche Dokumentation einer Vielzahl von Phänomenen der italienischen Sprache dar, die sich auf folgende vier Bereiche verteilen:
- lernerrelevante und aus deutscher Sicht besonders schwierige Aspekte der italienischen Grammatik, z.B. zu den Pronomina, zum Komparativ, Konjunktiv;
- Zweifelsfälle der sprachlichen Norm des Italienischen (ein Untersuchungsgegenstand, der in einem Italianistikstudium gemeinhin völlig vernachlässigt wird);
- sprachliches Wissen über Phraseme des Italienischen – theoretisch und methodisch basierend auf Ansätzen der Framesemantik und Konstruktionsgrammatik;
- Musterartikel für ein Lernerwörterbuch Italienisch (Italienisch als Zweit- oder Drittsprache bzw. als Fremdsprache).
Die Studierenden lernen, die Fremdsprache Italienisch nicht nur aus
einer
Quelle (z.B. einer Grammatik oder einem Wörterbuch, womöglich LEO oder pons.de) wahrzunehmen und zu lernen, sondern erarbeiten sich
komparatistisch
, i.e. durch das Heranziehen aller relevanten einschlägigen Nachschlagewerke, einen Einblick in ein breites Spektrum metasprachlicher Präsentationen und unterschiedlicher grammatikographischer und lexikographischer Herangehensweisen, letztlich auch unterschiedlicher Meinungen zu bestimmten Phänomen.
Die komparatistische Arbeit führt dabei, auf die jeweiligen Phänomene (z.B. Konjunktiv im Italienischen) bezogen, nicht nur zu einer Art "Metagrammatik" oder "Grammatik der Grammatiken", die Studierenden lernen auch
Sprachnormdiskussionen
und sprachkritische Haltungen in Italien kennen. Dieser Einblick wird insbesondere durch die Auswertung von Sprachberatungsportalen (wie diejenigen der Accademia della Crusca, von Zanichelli oder Treccani), Sprachblogs und Mailinglists wie
Italiano_L2
gewährleistet.
Die Studierenden lernen ferner, wie man grammatikalische und lexikalische Phänomene (z.B. idiomatische Wendungen oder Phraseoschablonen) mit Methoden der
Korpuslinguistik
ganzheitlich beschreibt und tragen dazu bei, eine in dieser Weise nirgends dokumentierte verstehensrelevante Darstellung des "Funktionierens" eines Phänomens (auch in pragmatischer und diskursiver Hinsicht) zu realisieren.
Sie lernen ferner, auf der Basis ihrer komparatistischen Arbeit und ihres durch Korpusuntersuchungen gewachsenen sprachlichen Wissens
eigene lernerzentrierte Vorschläge
(z.B. für grammatikalische Aspekte und Wörterbuchartikel) zu erstellen.
2. Adressierte Zielgruppen
- In der Projektförderungsphase (4 Semester): Studierende des Italienischen zweier romanistischer Masterstudiengänge:
Master Romanistik
, Sprache Italienisch [Module
Kommunikationsformen
und
Kulturprozesse
/
Kulturtechniken
] und
Master Italienisch
: Sprache, Medien, Translation [Module Sprache vermitteln und Sprache und Medien]. Alle vier genannten Themenbereiche (Komponenten) sind zentraler Bestandteil in den beiden genannten Masterstudiengängen – (1) und (4) insbesondere im Master Italienisch, (2) und (3) in beiden Masterstudiengängen;
- nach der Projektförderungsphase: alle folgenden Generationen von Bachelor- und Masterstudierenden des Italienischen.
3. Wissenschaftlicher und didaktischer Ertrag
Die Thematik lernerrelevanter Inhalte wie Lernergrammatik und Lernerwörterbücher wird aus zwei Perspektiven kennengelernt, aus der Sicht des
Lerners
(Studierende, die Italienisch im Rahmen des Masterstudiums erlernen) und aus einer
Meta-Perspektive
, i.e. aus derjenigen der Theorie und Praxis der Lernerlexikographie, Lernergrammatikographie etc.
Die durch komparatistische und korpuslinguistische Arbeitsmethoden zusammengestellten sprachlichen Materialien sind zentraler Bestandteil des Italienischstudiums. Sie betreffen besonders
lernerrelevante Grammatikphänomene
wie Pronomina, indirekte Rede, Konjunktiv, Komparativ (Bereich 1), ausgewählte Normfragen (Bereich 2), Phraseme, z.B. idiomatische Wendungen (Bereich 3) und lernerlexikographisch besonders "ergiebige" Lemmata (Bereich 4).
Durch
eigene Vorschläge
zu den Bereichen (1) und (4), die sich als Transferleistung innerhalb der Masterseminare verstehen, sammeln die Studierenden wertvolle praktische Erfahrungen als Autoren von Grammatikkapiteln und Wörterbuchartikeln. Dieses Plus kann nicht hoch genug eingeschätzt werden und hat bereits dazu geführt, dass zwei Studentinnen des Masters Italienisch der ersten Kohorte ein bezahltes Praktikum beim renommierten italienischen Wörterbuchverlag Zanichelli erhalten haben.
Durch das Projekt werden Forschung und Lehre auf vorbildliche Weise miteinander verknüpft. Nicht nur lernen die Studierenden lernerlexikographische und lernergrammatikographische Inhalte und Methoden sowie linguistische Theorien (Frame-Semantik, Konstruktionsgrammatik) und Aspekte der Sprachnormdiskussion kennen, sie gestalten diese Themen
aktiv
mit.
Unmittelbar damit in Zusammenhang steht die Möglichkeit, mehrere Abschlussarbeiten (B.A., M.A.) zu den Bereichen (1) bis (4) mit der Möglichkeit der Nutzung der Datenbankergebnisse zu vergeben.
Durch die auch kontrastive Ausrichtung der Lernerplattform, die ja bereits konzeptionell und curricular im Masterstudiengang
Italienisch: Sprache, Medien, Translation
– dieser sieht ein Auslandssemester an der Universität Turin vor – verankert ist, ergeben sich zusätzliche Anknüpfungspunkte für eine Zusammenarbeit mit germanistischen Linguisten in Italien. Diese Kontakte existieren bereits mit Kolleginnen und Kollegen aus Turin, Triest, Verona und Rom (Roma III).
Durch die geplante
Veröffentlichung
der Lernerplattform
im Internet
(kostenloser, aber anmeldepflichtiger Zugang) kann die Düsseldorfer Italianistik eine hohe Öffentlichkeitswirksamkeit erreichen.
Diese Seite wurde bisher 3133 mal besucht